Wetter, Wetter, Wetter…

Wenn man nix zu erzählen hat, redet man drüber. Eigentlich hätte ich ein bisschen was zu erzählen, ich fange aber trotzdem damit an. Das südschwedische Wetter geht uns nämlich seit ca. 4 Monaten mal so richtig auf die Nerven (Ralph denkt sogar schon über den nächsten Umzug nach…). Kurz und knapp kann man sagen, dass es hier anscheinend lediglich ein Wetterphänomen gibt: REGEN. Und da hilft es auch nicht, dass unser knapp 80 jähriger Holzmacher Ove bestätigt, dass er seit 60 Jahren nicht so viel Wasser hier gesehen hat. Vielleicht ist es eine Prüfung für uns, im Sinne von „mal sehen, wie lange die es hier aushalten“ oder „wenn wir das überstehen, kann uns nichts mehr die Laune verderben“. Was auch immer, ein Hoch auf Gummistiefel!!!! Mittlerweile wache ich morgens auf und bin gestresst, wenn es nicht regnet. Dann heißt es nämlich „schnell in die Klamotten und mit dem Hund raus, bevor der Regen kommt“. Naja, ich könnte mich noch ewig drüber auslassen und schlechte Laune verbreiten, will ich aber gar nicht. Es geht uns nämlich gut und wir sind gesund und (sieht man mal vom Wetter ab 🙂 ) nach wie vor guter Dinge.

Damit ich das Thema väder (schwedisch) nicht gleich überstrapaziere, mache ich mal weiter im Text und streue nur ab und zu was dazu ein, schauen wir mal, ob´s klappt.

Im letzten Post hatte ich geschrieben, dass ich relativ zügig vom Sprachkurs C in den Kurs D gerutscht bin. Inzwischen ist es so, dass Kurs D für mich lediglich drei Tage dauerte, bevor ich von da auf´s Gymnasium geschickt wurde. Seit Mitte Januar besuche ich nun einen Sprachkurs im Bereich der Erwachsenenbildung. Kurz gesagt habe ich innerhalb von zwei Wochen die Kurse für Einwanderer durchlaufen, die normaler Weise zwischen 4 und 8 Monaten dauern. Das liegt dabei allerdings weniger daran, dass ich so gut bin, sondern daran, dass die anderen ziemlich schlecht sind. Und da geht es nicht ausschließlich um Sprachkenntnisse, zu wenigstens gleichen Anteilen auch um die generelle Bildung. Das Niveau ist doch sehr unterschiedlich und als Person mit 10 oder 12 Jahren Schulbildung ist man eine absolute Ausnahme. Wie dem auch sei, ich freue mich einerseits darüber, nun wieder im Gymnasium zu sein (ich habe mittlerweile das Gefühl, bei mir hat lebenslanges Lernen eine ganz eigene Bedeutung…), andererseits bedeutet es für mich, statt vorher 20 Stunden pro Woche nun nur noch 5,5 Stunden pro Woche an der Schule zu sein und das passt mir so gar nicht. Mir fehlt der tägliche Umgang mit den Leuten und vor allem das Reden. In meinem jetzigen Kurs dreht sich vieles ums Schreiben und nachdem ich heute den 3. Insändare  (zu deutsch = Leserbrief) verfassen musste fühle ich mich tatsächlich irgendwie zurück versetzt in meine Schulzeit. Es fühlt sich an wie Deutschunterricht, nur in schwedischer Fassung 😉 Ich habe heute sogar meine erste Bewertung bekommen für einen Insändare mit dem Thema: Keine Drogen in der Schulumgebung! Es ist ein glattes C (also eine 3) geworden und ich bin durchaus zufrieden. Am Ende (im Juni) zählt das Bestehen des Kurses und dafür brauche ich ein E, alles im grünen Bereich also. Nun ja, so viel zum Thema Schule (was mich angeht).

Meine Zeit dazwischen verbringe ich viel in der Bibliothek. Die Auswahl und Atmosphäre dort sind sehr einladend und somit macht es wirklich Spaß. Und tatsächlich habe ich auch schon meine ersten beiden Bewerbungen auf den Weg geschickt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lange ich an Lebenslauf und Anschreiben gesessen habe – so viel Stundenlohn kann kein Unternehmen zahlen…. Leider gab es auf eine Bewerbung schon eine Absage, weil ich kein zertifizierter Physio bin. Ich hatte mich bei der Kommune um eine Anstellung im Rehabereich beworben, was ich mir hätte sehr gut vorstellen können. Die sich wohl augenscheinlich auch, mir fehlte leider die Zertifizierung. Naja, gut Ding will Weile haben, sage ich mir. Kommt Zeit, kommt Job und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Ich habe meine Diplomzeugnisse jedenfalls zur Anerkennung eingereicht und warte nun auf Antwort. Bin gespannt, was ich mit meiner Ausbildung hier überhaupt machen kann.

Kurzer Zwischenstand zum Thema Wetter: Kein Regen (!!!!!!!!!!!!!), -1°C, kräftiger Schneefall wird erwartet 😉

Mia bekommt jetzt bald auch einen kurzen Einblick ins schwedische Berufsleben. In der nächsten Woche steht hier nämlich ein 5-tägiges Praktikum an und inzwischen weiß sie auch, dass sie dieses an einer Vorschule absolvieren wird. Ich war und bin an dieser Stelle mal wieder positiv überrascht, wie pragmatisch und unkompliziert die Schweden dabei vorgehen. Jeder Schüler hat per App eine Liste bekommen mit möglichen Praktikumsstellen. Und jeder Schüler gibt per Mausklick zwischen 3 und 5 Wünschen an und schickt mit einem weiteren Klick diese Wunschliste los. Ein paar Tage später bekommt man per Mail seinen Praktikumsplatz zugeteilt mit allen notwendigen Angaben wie Ansprechpartner vor Ort, benötigter Kleidung, zu erwartende Aufgaben, Arbeitszeiten und der Angabe, wo man sein Mittagessen einnimmt. Dazu gibt es eine Busfahrkarte, die man sich für die Zeit des Praktikums leiht. Es kann so einfach sein… Und weil ich gerade beim Thema Schule bin: letzte Woche fand für mich der erste Elternabend hier statt und meine Zuneigung diesen Veranstaltungen gegenüber hält sich stark in Grenzen, dementsprechend war ich sehr gespannt. Was soll ich sagen? Es waren lediglich zwei Lehrer da, die den Eltern den Weg zum Ort des Geschehens wiesen, den Rest erledigten externe Personen. Es waren zum einen zwei Polizistinnen da, die die Anwesenden umfassend zum Thema Drogen in der (Schul-)Umgebung informierten. Unter anderem erfuhr ich, dass die in unregelmäßigen Abständen sämtliche Schulen der Gemeinde mit Drogenspürhunden aufsuchen und nach verbotenen Substanzen suchen lassen. Das geschieht nach Schulschluss, wenn sich niemand mehr in der Schule aufhält. Damit wird nicht unbedingt der einzelne erwischt, es gibt aber Aufschluss über das generelle Drogenaufkommen und somit als Konsequenz die Möglichkeit, präventiv tätig zu werden. Ich finde das eine absolut geniale Sache. Nicht, weil ich glaube, dass man dadurch Drogenhandel unterbindet.  Weil es aber das Gefühl vermittelt, dass nicht egal ist, was an Schulen passiert. Und genau das hätte ich mir in Deutschland auch gewünscht…

Immer noch kein Regen, ich muss schnell mit dem Hund raus…

Und weil ich schon dabei war und man da auch nix schönreden kann: der viele Regen und der wiederkehrende Sturm haben uns tatsächlich mehr gebracht als nur schlechte Laune. Zum einen ist unser halbes Saunadach abhanden gekommen (ein Grund mehr, dieses mittlerweile unförmige, weil wettertechnisch auf mehreren Ebenen demolierte Gebilde) dem Erdboden gleich zu machen, zum anderen wurde einer der Bienenkästen von einem umstürzenden Baum zerstört und zu guter Letzt haben wir Wasser in der Küche und nun das Vergnügen, vom Boden über Schränke alles rauszuholen und neu zu machen.

Saunadach nach 24m/sek Sturm…. Heftigt!

Es ging damit los, dass der Fußboden an mehreren Stellen nach oben kam und irgendwann tropfte es dann auch noch von der Decke. Sehr wahrscheinlich liegt es an der Fassade, die an irgendeiner (oder mehreren) Stelle undicht ist und solange nicht alle Schränke raus sind, wird man es auch nicht erkennen können. Nun ja, ich und wir alle hier freuen uns schon sehr auf diese unerwartete Aufgabe und können es nicht erwarten, auf Ursachenforschung zu gehen. Müssen die Projekte Hühner, Holzbackofen, Ferienhaus, Abriss diverser Außengebäude und ab und an mal nichts tun einfach noch ein bisschen warten 🙂 Wir legen schon jetzt alle unsere Hoffnungen in den nächsten schwedischen Winter, der ganz sicher so wird, wie man ihn aus den Astrid Lindgren Büchern und Filmen so kennt.

In dem Sinne, viele Grüße und einen schönen Restwinter!!

Ein paar Schneeflocken…!

PS: Jetzt um die Zeit schmeißen die Elche ihre Geweihe ab und ich will unbedingt eines davon im Wald finden. Daumen drücken…! 🙂

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