Fika jeden Tag….
Aus gegebenem Anlass unternehme ich heute mal einen (vorsichtigen) Ausflug in die schwedische Sprache. Vorsichtig deshalb, weil ich nach wie vor Anfänger bin und ganz, ganz viele Sachen nicht weiß :-/ Trotzdem oder gerade deshalb lohnt sich das Thema meiner Meinung nach, weil es zum Teil auch echt lustig ist. Und der angesprochene gegebene Anlass ist der, dass ich heute endlich meinen ersten Tag in der Sprachschule hatte. Von nun an heißt es bis mindestens Ende April täglich wieder die Schulbank drücken und ich freu mich sehr darüber… Es gibt hier in Gislaved (oder wie ein Bekannter stets und ständig sagt: Gisvaled – ja ja, da geht’s schon los mit der Sprache) eine Schule, die „schwedisch für Einwanderer“ (SFI) anbietet und da wir das ja nun sind, habe ich mich da angemeldet. Das Programm ist kostenlos, inkl. Buchmaterial und ich finde das absolut klasse. Heute war also erster Tag im Kurs C3 (Nystart) und zusammen mit mir waren ca. 25 andere da. Der Großteil der Leute kommt aus Syrien, Somalia oder Kroatien, aber es gibt neben meiner exotischen Wenigkeit zumindest auch eine Schottin 🙂 Wie dem auch sei, ich fange erstmal mit dem Kurs an und dann berichte ich bei Gelegenheit über meine Fortschritte (hoffentlich). Am Ende des Kurses legt man im Übrigen eine nationale Prüfung ab und ist entweder so schlecht, dass man im Kurs bleibt, so gut, dass man startklar ist für den schwedischen Berufsmarkt oder zumindest so gut, dass man es in den D-Kurs schafft und nach weiteren knappen 4 Monaten fertig ist. Schauen wir mal.
Naja, also Ralph und ich lernen ja nun schon seit fast 2 Jahren mit unserer schwäbischen Schwedisch-Lehrerin via Skype und das Ganze einmal pro Woche. Das machen wir hier immer noch, was ich einerseits lustig finde (jemand, der in Schweden wohnt, lernt von einer Deutschen aus der Nähe von Stuttgart Schwedisch), andererseits auch nach wie vor extrem wichtig, da sich unsere Kontakte hier ja doch noch ein wenig zurückhaltend gestalten. Wie dem auch sei, an der Stelle danke, liebe Dominique, für deinen guten, lustigen, spannenden und seeeehr hilfreichen Unterricht! Dank dir können wir zumindest rudimentär hier kommunizieren und bisher alles in der Landessprache regeln. Man hört immer wieder, wie wichtig die Sprache ist, um in einem Land anzukommen und das ist es in der Tat! So lange man im Urlaub ist und nach zwei Wochen wieder die Heimreise antritt, kommt man mit Brocken der jeweiligen Landessprache und Englisch immer irgendwie durch. Auch hier können alle (egal ob jung oder alt) ein unglaublich gutes Englisch sprechen und viele sogar Deutsch, weil sie es in der Schule gelernt haben. Aber es ist absolut ein Unterschied, ob man einen Einheimischen mit ein paar Worten Schwedisch ansprechen kann oder eben nicht. Es ist ein Stück weit mehr Respekt, der einem entgegengebracht wird und der andere fühlt sich wertgeschätzter, weil sich jemand die Mühe macht, seine Sprache zu sprechen. Und trotzdem ist es manchmal soooo schwer und eine riesige Überwindung. Ich für mich bin z.B. recht gut im Leseverständnis, sobald man aber hören muss, wird es schwer. Bei Ralph geht es schon deutlich besser, weil er täglich mit Schweden redet und berufsbedingt einen anderen Zugang zu den Schweden hat. Am Schlimmsten ist für mich das Telefonieren. Ich bereite mich manchmal richtig akribisch auf ein Telefonat vor und überlege mir, was ich antworten könnte, wenn der andere das und das sagt. Und manchmal schreibe ich mir sogar was auf, damit ich eine bestimmte Vokabel vor Aufregung nicht vergesse. Und dann kommt ein Satz, den ich nicht auf dem Schirm hatte und man steht da wie ein Idiot. Letztens kam der Schornsteinfeger (solche Besucher kommen übrigens immer dann, wenn Ralph nicht da ist) und sollte die Sauna abnehmen. Nun ist das Thema Sauna mit ihren Bestandteilen und deren Aufbau ohnehin schon nicht mein Spezialgebiet und dann das Ganze auf Schwedisch – es könnte nichts Lustigeres geben. Worte wie Dichtungsmasse (und dann noch eine Spezielle, die für Schornsteine geeignet ist) kamen blöder Weise bisher im Unterricht mit Dominique einfach nicht vor und davon gibt es noch unendlich viele. Aber letztendlich macht es auch wirklich Spass zu lernen und vor allem zu sehen, dass es täglich ein ganz kleines Bisschen besser wird. Als Deutscher hat man außerdem tatsächlich Vorteile gegenüber vielen anderen Sprachen, da es doch sehr viele verwandte und fast identische Wörter gibt.
Ein paar Beispiele: bröd = Brot, te = Tee, hus = Haus, stol = Stuhl, egendom = Eigentum, kod = Code, buss = Bus
Viele Deutsche, die hier zu Besuch sind und eine Zeitung aufschlagen oder in ´nem Laden unterwegs sind werden sich ganz gut zurechtfinden, weil es fast die selben Buchstaben sind und vieles tatsächlich sehr ähnlich klingt.
Daneben gibt es aber einige Wörter, die eine komplett andere Bedeutung haben, als deren Klang ist.
Auch hier ein paar Beispiele: springa = laufen, semester = Urlaub, affär = Geschäft, bio = Kino, öl = Bier, glass = Eis
Und dann gibt es, wie in jeder Sprache, diese ganz besonderen Wörter, die immer wieder für Lacher sorgen. Die für deutsche Ohren wohl lustigste Frage hier in Schweden ist: „Vill du fika?“ Und jeder Schwede, egal ob männlich oder weiblich wird diese Frage wohl zu jeder Tages– und Nachtzeit mit „Ja“ beantworten. Sie heißt nämlich nichts anderes als: „Willst du Kaffee trinken?“ Fika ist ein ganz wichtiges Wort hierzulande und ist eben sowas wie in Deutschland der Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Das Wort, was die meisten Deutschen bei „fika“ denken, heißt im Schwedischen „knulla“ (nur falls ihr diese Frage hier mal stellen wollt…).
Zu guter Letzt kommt hier noch ein schwedischer Satz, der zeigt, wie wichtig Aussprache und Betonung ist. Als kurze Erklärung dazu: Das schwedische Wort får (å spricht man wie o) hat mehrere Bedeutungen: 1) dürfen, 2) können, 3) Schaf. Dann gibt es das Wort far (= Vater) und das Wort farfar (= Opa väterlicherseits).
Was könnte nun also die folgende Frage heißen?
„Farfar, får får får? Nej, får får inte får, får får lamm!” (Auflösung am Ende der Seite:-) )
Tja, ansonsten auch von mir noch herzallerliebste Grüße zum Neuen Jahr. Ich hoffe, ihr hattet tolle Feiertage und seid gut gelaunt und gesund in 2020 gestartet?! Was unser Weihnachtsfest angeht gab es zwei Besonderheiten: erstens haben die Kinder ihre ersten Zeugnisse erhalten, was ich ziemlich abgefahren finde. Die kamen tatsächlich mit der Post einen Tag vor Heiligabend ins Haus geflattert. Ich frage mich seitdem echt, ob das die Vorgehensweise der Schweden ist, um ihren Kindern nichts zu Weihnachten schenken müssen?! Naja, unsere Kinder hätte es auch fast erwischt, aber die haben noch ein bisschen Einarbeitungsaufschub bekommen 😉 Und dann waren wir tatsächlich am zweiten Weihnachtsfeiertag bei Ikea in Jönköping und haben gebruncht. Darf man das erzählen? Es war jedenfalls so und sieht man mal davon ab, dass es deutlich bessere Brunchbuffets gibt, habe ich die Tatsache genossen, dass man nach zwei Tagen Völlerei durch die Läden gehen konnte. Die Geschäfte sind hier also auch während der Weihnachtsfeiertage auf (am 25. nur die Lebensmittelläden) und ich finde das großartig. Ich weiß, dass es in Deutschland viele Kritiker diesbezüglich gibt, ich bin ein 100%iger Befürworter.
Lasst es euch gut gehen!!
Auflösung: „Großvater, bekommen Schafe Schafe? Nein, Schafe bekommen keine Schafe, Schafe bekommen Lämmer.“
Ein Kommentar
Anke
Das ist ja Scha(r)f