Ein Ausflug in die Vergangenheit!
Und mit dieser spannenen Ueberschrift beginnt der heutige Beitrag, der sicherlich ein wenig anders wird, als die, die hier bisher erschienen sind. Warum? Tja, weil er vielleicht etwas persönlicher, weniger allgemein wird, als die letzten Beiträge!
Ihr Lieben! Gott nytt år, god fortsättning – oder auch gesundes, frohes, neues Jahr und wir hoffen alle gemeinsam, dass 2024 ein paar weniger schlechte, dafuer aber umso mehr gute Ereignisse fuer jeden einzelnen von uns bereithält! Ich weiss natuerlich nicht, wie ihr den Uebergang ins neue Jahr verbracht habt, fuer mich jedenfalls war es sehr ruhig, angenehm und unaufgeregt. Vermisse ich eine tolle Silvesterparty mit Fliege, Anzug, Champagner und alles, was so laut Bilderbuch dazugehört? Ja, vielleicht manchmal. Aber um ehrlich zu sein mochte ich es noch mehr, mir vor dem warmen Kaminfeuer ein gutes Buch und schöne Musik zu schnappen, und dann ganz entspannt den Wechsel zu begehen. Langweilig? Jup, vielleicht. Ungewöhnlich? Weiss ich nicht. Fuer mich richtig? Auf jeden Fall. Das vergangene Jahr war mehr als kraftraubend und anstrengend und so war es zumindest fuer den hiesigen Wechsel eine gute Entscheidung. Die Familie hat nach einem schönen Weihnachtsfest mit Freunden den Weg in die nördlichen Gefilde unseres ueberaus schönen Landes Schweden gefunden und sich dort mit allerlei Wintersportarten die Tage versuesst. Ich hingehen habe es vorgezogen, auch hier dem Trubel zu entsagen und stattdessen lieber auf das Haus und die Tiere aufzupassen und uns zu versorgen.
Auch wieder langweilig und unaufgeregt? Richtig, aber auch hier kann ich nur sagen, es war genau so richtig und nicht anders hätte ich es haben wollen. Okay, eine Einschränkung gibt es vielleicht – da erste Mal Silvester ohne Familie seit zig Jahren ist eigenartig – anders, komisch, nicht so schön. Aber das war uns eben von vornherein bewusst und so ist es dann auch in Ordnung. Heute ist also der letzte Tag, an dem ich die ganze Huette – sozusagen als Strohwitwer – noch fuer mich alleine habe. Und so habe ich auch die vergangenen Tage verbracht. Seit dem 02. Januar arbeite ich bereits wieder, allerdings habe ich es vorgezogen, mein Buero in die Kueche zu verlagern, in der unser wundervoller Kuechenofen steht. Dieser heizt bei den derzeitigen, arktischen Temperaturen ordentlich ein und vermittelt eine Gemuetlichkeit, die es schwer zu beschreiben vermag. Wer ein solches Feeling schon einmal hatte, wird wissen, was ich meine. Und da sind wir auch schon bei dem roten Faden des heutigen Beitrages, dem Ersten im neuen Jahr 2024. Beständigkeit. Erdung. Entschleunigung. Besinnen auf die wichtigen Dinge im Leben. Einmal etwas anders machen, als man es gewohnt ist.
Das Beitragsbild dieses Artikels ist sicherlich dem ein oder anderen von euch schon bekannt, es ist „geklaut“ aus einem der vorherigen Beiträge, aber ich dachte mir, es passt mehr als gut in diese Form. Warum? Nachdem ich irgendwann den Laptop geschlossen habe, die Arbeit beendete, war es an der Zeit, sich auch wieder anderen Dingen im Leben zu widmen. Arbeiten? Etwas an der Baustelle machen? Ja, das mache ich ständig. Aber was mag ich noch mehr? Jup, einfach mal wieder ein Buch in die Hand nehmen und es von vorne bis hinten durchlesen. Klingt komisch? Fuer diejenigen unter Euch, die kleine Kinder haben oder hatten, eher weniger. Denn diesen „Luxus“ kann man sich eigentlich nur dann erlauben, wenn, wie jetzt, die Familie nicht hier ist und man die nötige Musse hat und auch den Sinn und die Konzentration. Zumindest mir geht es so, ist doch im Alltag eher wenig Platz fuer diese Art von Freizeitbeschäftigung.
Ich liebe es, Dokumentarbuecher zu lesen – zu allen möglichen Themen. Sei es die Kuechenrenovierung oder wie man aus Holz praktische Dinge baut. Oder eben auch technische Buecher zu musikalischen Themen. Eigentlich immer Buecher mit praktischem Bezug, also etwas, was man später selber versuchen kann, umzusetzen. Noch mehr hingegen mag ich aber Biografien.
Das Leben von anderen Menschen zu lesen, die Hintergruende kennenzulernen, das „nicht Bekannte“ zu erfahren, das ist es, was spannend ist. Eigentlich bin ich der Auffassung, dass jeder Mensch eine solche Biografie schreiben muesste, denn jedes einzelne Leben ist spannend, ereignisreich, ueberschattet von Höhen, von Tiefen, von Krisen, von Erfolgen, von Leidenschaft im ureigensten Sinne des Menschen. Nun ist dies hier ein öffentliches Forum, eine frei zugängliche Seite, ich habe keinen blassen Schimmer, wer diese Zeilen liest, welcher Mensch, woher, mit welchem Hintergrund oder, oder, oder. Aber heute soll mir dies mal ganz gleichgueltig sein, denn im Grunde schreibe ich diese Zeilen fuer mich, fuer uns, und wer daran teilhaben mag, etwas daraus mitnehmen möchte, den lade ich herzlich ein. Und alle anderen duerfen mit freiem Willen jederzeit diese Seite wieder verlassen und sich anderen Dingen widmen.
Aber zurueck zum Thema. Das Buch, was ich mir also aus unserem Regal geschnappt habe, kommt von eben dieser Person, die ihr im Beitragsbild schon gesehen habt – Marie Fredriksson. Nicht bekannt der Name? Dann wohl eher „Roxette“. Ja, Marie, die leider nicht mehr unter uns weilt. Eines der ersten „richtigen“ schwedischen Buecher, die ich mir gekauft habe, also nach der initialen Zeit mit der so genannten „Lättläst-Literatur“. Und schon einmal habe ich es gelesen, aber da man ueber die Zeit ja mehr und mehr an Sprache dazulernt, war es an der Zeit, das Buch noch einmal zu lesen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob es dieses Buch auch in anderen (der Deutschen) Sprachen gibt, aber es ist eine mehr als klare Empfehlung.
Nun bin ich sicherlich etwas vorbelastet, wie einige von Euch ebenfalls, was das Thema Roxette angeht. War es doch eine der wirklich prägenden Bands der Jugend, vielleicht habt ihr auch auf einer Party das erste Mal zu „It must have been love“ mit einem Mädchen/Jungen getanzt, vielleicht habt ihr auch wie ich vor dem Schallplattenspieler gesessen und die Zeilen dieser Songs förmlich „tiefenanalysiert“. Wie auch immer und völlig unabhängig davon, ob man nun so eine Beziehung zu dieser Band hatte oder auch nicht – die Zeilen dieses Buches sind sehr erhellend. Vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass natuerlich die Krankheit und der damit verbundene Schicksalsschlag von Marie eine grosse Rolle einnimmt. Und nichts desto weniger ist es aber nicht der rote Faden hier, sondern spielt eine – paradox genug zum Vorgenannten – untergeordnete Rolle, etwa so, als wuerde man sagen – „ist halt da, muss ich durch, macht aber etwas mit mir!“.
Wird das jetzt hier ein Buchzirkel? Nee, absolut nicht. Aber wenn man ab und an das Gefuehl hat, Dinge niederzuschreiben, die einem auf der Seele liegen, dann ist es wichtig, diese auch auszudruecken – und genau darum geht es hier. Einige von uns tun sich schwer damit, die richtigen Worte zu finden: es gibt die Sorte von Menschen, die es einfach rauskrakelen. Und dann gibt es andere Menschen, die es vielleicht ueber die Sprache der Musik ausdruecken – schon eimal daruber nachgedacht, warum einige Songs „tiefer gehen“ als andere?? Und wieder andere nutzen die Sprache anderer Menschen, um sich dort wiederzuerkennen.
Seems I´ve been running
All my life
All my life
Like watercolours in the rain
Roxette, aus dem Song Watercolours in the rain
Findet ihr euch wieder? Der ein oder andere vielleicht, dem sofort die Melodie des Songs in die Gedanken kommt? Willkommen in meiner Welt.
Es gibt recht viele Passagen des Buches, welche ich hier gut und gerne zitieren könnte, aber es wuerde sicherlich den Rahmen etwas sprengen. Nur vielleicht eine noch, fuer mich die mitunter wichtigste Aussage des ganzen Buches. Und diese lasse ich auch bewusst in der schwedischen Sprache so stehen – diejenigen, die es interessiert, werden es sicherlich selber uebersetzen können und wollen:
Den här stressen som människor lever med idag, med sina mobiler och datorer. Jag tror att den stressen förstör hjärnan. Ingen pratar med varandra på riktigt längre.
Marie Fredriksson / Helena von Zweigbergk „Kärleken till livet“, sida 219.
Und hier schliesst sich der Kreis von unserem kleinen „Buchzirkel“ und dem neuen Jahr 2024. Wie das zusammenpasst fragt ihr euch? Nun, recht einfach. Vielleicht besinnen wir uns alle mal wieder darauf, etwas weniger Zeit im digitalen Leben zu verbringen und etwas mehr auf die Zwischenmenschlichkeit Acht zu geben. Was ist schon ein soziales Netzwerk, was ein „like“, was ein „Daumen hoch“? Hand auf´s Herz: Wann habt ihr das letzte Mal ein richtig gutes Gespräch mit jemandem gefuehrt, wann seid ihr das letze Mal – nur durch Worte und Gespräche – in eine andere Welt abgetaucht? Sich in die Situation des Gegenuebers eingefunden und eingefuehlt? Mal richtig gelacht, mal richtig geweint? Völlig den Raum und die Zeit ueber das Gespräch ausgeblendet und vergessen?
Ihr könnt euch nicht erinnern? Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und nein, ich möchte gar nicht die „digitale Welt“ schlecht machen, absolut nicht. Es gibt hier viele Vorteile. Aber wir duerfen nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind, soziale Wesen, die auch Gefuehle haben, die verstanden werden wollen, die nach Aufmerksamkeit streben – und die bekommt man eben nicht digital, sondern nur auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Was können wir also aus den letzten Zeilen mitnehmen? Vielleicht einen guten Vorsatz, so wenig ich selbst auch davon halte und deshalb auch bewusst auf diese Art von Vorsätzen pfeife. Aber zumindest ich habe mich dazu entschlossen, mich bis auf eine einzige Ausnahme – welche fuer den beruflichen Kontext relevant ist – aus alle „sozialen Netzwerken“ zu verabschieden. Warum? Weil ich meine Hoffnung damit verknuepfe, mit jeder Minute, die ich nicht mit dem „Scrollen oder Wischen“ verbringe, mich mehr auf die reale, zufriedenstellende und fuer die Seele wichtige Ebene fokussieren zu können.
Nun, ihr sehr, diese Seite in Gänze handelt eben nicht nur von aktuellen Ereignissen oder Erlebnissen, sondern eben auch manchmal von der Gefuehlswelt. Diejenigen unter euch, die mich kennen, werden wissen, wie diese Worte einzuordnen und zu lesen sind. Fuer alle Anderen gilt ganz trivial – „lest mal das Buch, kann ich empfehlen….“
Zurueck zu anderen Dingen. Wie ich ja schon schrieb, ist Weihnachten nun vorrueber und es war trubelig aber schön. Und ja, auch dieses Mal haben wir es vorgezogen, die Bäume in unserem Wald zu verschonen und dafuer einen bereits gefällten Baum zu kaufen. Janne fand es auch ganz toll und nach vielen Erzählungen im Vorfeld war fuer ihn total klar, dass man den Weihnachtsbaum auch schmuecken muss. Exakt, eben genau so, wie ein knapp 3-Jähriger die Welt sieht:
Eine Sache sollte man im Zuge des oben Geschriebenen noch erwähnen, was natuerlich – um bei der Wahrheit zu bleiben – dazu beigetragen hat, sich mal wieder am Buecherregal zu bedienen. Und das war sicherlich die Tatsache, dass unser Fernseher nach gut 3 Jahren den Geist aufgegeben hat. Da gab es doch so ein Wort fuer… Obsoleszenz- (Ich musste echt gerade nachschauen, wie man das auf Deutsch schreibt…). Der kleine Nerd in mir gab sich damit natuerlich nicht zufrieden und hat versucht, das Problem wieder in den Griff zu bekommen…
Mit ein wenig Messen und unter Zuhilfenahme des Lötkolbens konnte ich das Problem einstweilen auch wieder beheben, aber lange hat es leider nicht gehalten. Neue LED Bänder kosten fast soviel wie ein neues Gerät, also darf es jetzt erst einmal so bleiben, wie es ist. Und ehrlich gesagt habe ich wenig Lust, Geld in die Hand zu nehmen um das defekte Gerät zu ersetzen – ist es doch bestimmt nach kurzer Zeit wieder hinueber. Da wir eh nur wenig fernsehen und wenn, dann sowieso nur Filme und kein „normales“ Programm, schauen wir einfach mal, wie wir damit zukuenftig umgehen.
Was hingegen erwähnenswert ist hier in die Schriftform zu bringen, ist die Tatsache, dass ich nach nunmehr langsam beendeter Baustelle auch endlich wieder die Ruhe und die Zeit habe, mich meinem musikalischen Hobby zu widmen, dem Bass. Vieles an Technik und Fingerfertigkeit ist ueber die letzten Jahre verlorengegangen, aber Grund genug, an das noch Vorhandene anzuknuepfen und wieder die Zufriedenheit zu geniessen, die richtigen Akkorde und Töne zu treffen. Möchte ich wieder in einer Band spielen? Klar, das juckt immer in den Fingern, aber um ehrlich zu sein reicht es mir gerade, das einfach nur fuer mich „im stillen Kämmerlein“ zu machen und meinen Seelenfrieden damit zu finden.
Achja, und natuerlich unsere „Kuechenhexe“. Schon einmal in diesem Beitrag erwähnt, kann ich sie gar nicht genug loben, wie schön und praktisch diese Anschaffung doch ist. Ein paar Scheite Holz in die Brennkammer und schon zirkuliert die Wärme nicht nur in der Kueche, sondern auch im ganzen Haus. Und vom Kochen und Backen mal ganz abgesehen. Erklärt mich fuer verrueckt, aber ich finde, dass der Geschmack ein anderer ist als auf dem E-Herd. Jaja, alles rein subjektiv, ich weiss, aber ich mag diesen Ofen einfach. Heute ist es Bolognese geworden, ueber vier Stunden ganz langsam köchelnd auf der heissen Herdplatte. Zu Neujahr wurden es die so genannten „Neujährchen“, ein Hefegebäck was ich noch aus meinen Kindheitstagen auf dem Rheinland kenne. Und erst die Pizza… Mjam! Und nein, ich versuche mich trotz aller Begeisterung in Vernunft zu ueben und die Kilos auf den Hueften sollen genau da bleiben, wo sie sind. Trotzdem lecker und darueber hinaus ein schönes Gefuehl, auch bei eventuellem Stromausfall das Haus warm und das Essen lecker zu haben! 😉
A propos Kochen, es gibt ja nur sehr selten Bilder mit mir selbst darauf. Liegt einerseits daran, dass ich recht unphotogen bin, andererseits auch an der Eitelkeit – ihr wisst ja, eine der Todsuenden… Aber hier wurde ich „erwischt“, unerwartet und vor allen Dingen noch in Verkleidung. Wir haben kurz vor Weihnachten bei unseren „Fak:ern“ ein Julbord, also ein Weihnachtsmenue gezaubert und damit mehr als 100 Menschen gluecklich gemacht. Und Spass hat es sowieso gemacht, also hier einmal der Beweis, dass man nicht nur auf einem Holzofen kochen kann, sondern auch mit dem dieselbefeuerten Dampfkessel des schwedischen Militärs!
So, und dabei wollen wir es fuer heute belassen. Den letzten Abend in „Einsamkeit“ werde ich jetzt noch bei einem kuehlen Bierchen ausklingen lassen und dann geht morgen der „Trouble“ wieder los. Auf in ein neues Jahr, auf zu neuen Herausforderungen und neuen Möglichkeiten. Und mit einem letzten, freien Zitat aus bereits weiter oben beschriebenen Buch verabschiede ich mich heute von Euch. Bleibt gesund, uns gewogen und habt einen tollen Start in das neue Jahr!
… die andere Strategie ist es, im Jetzt zu leben. Als ich mich zu sehr ueber die Zukunft sorgte, beschloss ich, nicht mehr nach vorne zu blicken. Die Unsicherheit ist stets mit der Zukunft verknuepft….. Im Jetzt ist es zu spät, etwas zu bereuen. …
frei uebersetzt aus: Marie Fredriksson / Helena von Zweigbergk „Kärleken till livet“, 212