Mich gibt´s auch noch…
So, und jetzt will ich auch mal wieder…
Der letzte Eintrag von mir ist ewig her und ich bin dankbar dafür, dass Ralph so fleißig schreibt. Ich schaffe es manchmal nicht einmal, seine Einträge zu lesen oder ich denke nicht dran. Ich kann nicht versprechen, dass ich mich hier nun wieder regelmäßiger blicken lasse aber ich versuche es und gerade jetzt in diesem Moment ist mir danach, mal wieder ein paar Zeilen zu verfassen. Da ich nicht weiß, wie lange mein letzter Eintrag her ist, versuche ich erst gar nicht, daran anzuknüpfen sondern schreibe einfach, was mir in den Sinn kommt und mir wichtig erscheint.
Meine Ausbildung ruht derzeit (weil noch Weihnachtsferien sind) und generell habe ich dahin gehend beschlossen, etwas kürzer zu treten. Konkret bedeutet das, dass ich von einer Vollzeitausbildung zu einem Teilzeitmodell gewechselt bin. Statt drei Kursen belege ich nun nur zwei, was zwar bedeutet, dass die Ausbildung länger dauern wird, mir und uns aber deutlich mehr Spielraum lässt. Ist ja nicht so, als hätte man nichts anderes zu tun…
Grundsätzlich fühle ich mich wohl mit der Schule, meiner Klasse und tatsächlich auch den damit verbundenen Prüfungen und schriftlichen und mündlichen Aufgaben, die planmäßig abgeliefert werden müssen. Ich habe im Oktober und November außerdem mein erstes von zwei Praktika absolviert (in einer Kita hier in Anderstorp) und mich auch dort pudelwohl gefühlt. Trotzdem fordert mich die Ausbildung ziemlich und es ist manchmal sehr schwer, alles unter einen Hut zu bekommen. Mit der Stundenreduktion habe ich mich daher für mich und die Familie entschieden und gegen ein schnelles Ausbildungsende und ich bin froh darüber. So kann ich z.B. freitags nach wie vor mit Janne in die offene Vorschule gehen, was bedeutet, dass wir zusammen Zeit verbringen können und er nicht in die Kita muss.
Oder ich kann mit den Kindern und unseren Freunden nach Sälen fahren (während Ralph netterweise zu Hause bleibt und die Tiere versorgt). Diese Reise war lange geplant und herbeigesehnt und am Ende hat es unserer aller Erwartungen übertroffen. Sälen liegt in nordöstlicher Richtung von uns, ungefähr 550 km entfernt. Für diese Strecke haben wir ca. 8,5 h gebraucht, teilweise auf Grund des Wetters aber eben einfach auch, weil man die ganze Zeit über Land fährt. Beide Strecken gingen erstaunlich gut (vor allem weil ich niemanden zum abwechseln hatte) und waren alle Anstrengung wert. Sälen ist mit seinen verschiedenen Teilgebieten ein Winter(-sport-)paradies. Skifahren in allen Variationen ist ein Muss und darüber hinaus gibt es Angebote wie „hundspann“ (Hundeschlitten fahren), Schneemobil und / oder Eiskart fahren, Schneeschuhwanderungen usw. usw. Einzige Voraussetzung ist, man ist gerne draußen und verfügt über entsprechende Bekleidung. Die Temperaturen waren und sind dort nämlich ziemlich kalt (ca. -15 Grad) und der Schnee hoch bzw. tief. Es gibt wunderschöne Häuser dort, die besonders gut bei den Schneemengen und in Kombination mit jeder Menge Lichtern zur Geltung kommen und ich habe es geliebt, spät am abend spazieren zu gehen und einfach nur diese Kulisse zu bewundern.
Unser Haus und das unserer Freunde lagen direkt nebeneinander so dass wir abends zusammen gesessen und gemeinsam das Leben genossen haben. Habe ich schon erwähnt, dass fast jedes Haus eine integrierte Sauna hat?? Es war einfach ein Wintermärchen und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Mal.
Gestern, um bei Aktivitäten zu bleiben, war ich mit Ralph mal wieder alleine unterwegs. Ab und zu, wenn alles passt, niemand krank ist und die großen Kinder nicht arbeiten sind, ja dann haben wir tatsächlich mal ein paar Stunden nur für uns. Wir versuchen dann meistens irgendetwas neues zu machen, also etwas, was wir noch nicht kennen. Und gestern wurde es also das Brauhaus in Värnamo. Dieses wurde im Sommer letzten Jahres eröffnet und Ralph als passionierter Biertrinker und mittlerweile semiprofessioneller Bierbrauer musste natürlich unbedingt mal schmecken, was die dort so fabrizieren. Wie so oft in Schweden ist das Konzept (aus deutscher Sicht) ein wenig speziell.
Stellt man sich als Deutscher ein Brauhaus urig und deftig vor, befindet sich das hier erwähnte in den Räumlichkeiten des Best Western Hotels und eine urige Atmosphäre ist defintiv Fehlanzeige. Das Personal jedoch war super freundlich, die Bierauswahl gigantisch und die Speisekarte klein aber fein (kleine Randnotiz an der Stelle: Ostkaka, also auf deutsch Käsekuchen, wird in Schweden tatsächlich mit Käse zubereitet und zwar mit Cottage Cheese oder auch Hüttenkäse). Wir hatten einen entspannten und kommunikativen Abend und finden, dass das Brauhaus zwar kein Brauhaus ist, aber dennoch in jedem Fall eine Bereicherung für unsere Gegend hier.
Weniger spannend, dafür aber leider nicht unwichtig war unser Ausflug diese Woche nach Göteborg zum deutschen Honorarkonsul. Es war nämlich mal wieder an der Zeit, Pässe zu verlängern bzw. neu zu beantragen. Und wenn man nicht den weiten Weg nach Stockholm zur Deutschen Botschaft und das damit verbundene unfassbar bürokratische Prozedere auf sich nehmen will, dann kann man eben ins zwei Stunden entfernte Göteborg fahren und sich mit der dortigen etwas kratzbürstigen (deutschen) Büroangestellten rumschlagen. Jedes Mal, wenn wir dort etwas zu erledigen haben, schlafe ich die Tage vorher unruhig, weil ich mir Gedanken über all die Formulare mache, die man vorlegen muss. Und falls man glauben sollte, dass das ein einmaliges Unterfangen ist, dann täuscht man sich. Weil man nämlich immer wieder aufs Neue alle Unterlagen im Original vorlegen muss, damit diese eingescannt und zur Deutschen Botschaft nach Stockholm geschickt werden können. Ich habe aufgehört, dieses System zu hinterfragen und arbeite stoisch die zwei A4 Seiten mit den einzureichenden Formularen und Urkunden ab, die beweisen sollen, dass ich ich bin.
Nur aus diesem Grund sind Ralph und ich inzwischen soweit, die schwedische Staatsbürgerschaft zu beantragen, damit dieses Drama ein Ende hat. Abgesehen davon, dass die Pässe ein Vermögen kosten (ganze 4000 Kronen / ca. 400 Euro waren wir los für zwei Stück).
Nachdem man 5 Jahre in Schweden gelebt hat, ist es möglich, die Staatsbürgerschaft zu beantragen und im September diesen Jahres ist es soweit. @ Deutsche Botschaft: wir haben uns hoffentlich zum letzten Mal gesehen.
Das letzte Kapitel dieses Eintrags will ich meiner kleinen Hühnerschar widmen, die mir seit gut eineinhalb Jahren Freude und toller Weise auch viele Eier gebracht hat. Ich hatte mir im Mai 2022 sechs Hühner der Rasse Brauner Lohmann zugelegt, nachdem Ralph ein – wie ich finde – sehr schönes Hühnerhaus gebaut hatte. Ich wollte schon in Deutschland immer gerne welche haben, es aber aus diversen Gründen nie in die Tat umgesetzt. Den Standort hatten wir so gewählt, dass wir sie vom Küchenfenster aus sehen konnten und ich hatte mich schnell daran gewöhnt, ihnen immer wieder zuzusehen, wie sie da gingen und Würmer fingen 😉
Ringsherum fixierten wir einen Hühnerzaun, der flexibel war und mit dem man leicht neues Terrain abstecken konnte. Von oben wurden die Hühner durch Laubbäume geschützt. Das erste Huhn verlor ich nach ca. 6 Monaten an einen Habicht, der sich die Tatsache zu nutze machte, dass die Bäume keine Blätter mehr hatten und ich nicht schnell genug reagiert hatte. Danach spannte ich ein Netz über den gesamten Auslauf und bekam von der Nachbarin einen Hahn, der in ihrer Hühnerschar zu viel war. Ich wollte zwar vorerst keine Küken haben aber da gibt es ja Wege, das zu verhindern. Der Hahn fing nach einiger Zeit an, sich auffällig zu bewegen. Er schwankte irgendwie umher, fiel manchmal einfach um und es fiel ihm offensichtlich schwer, die Balance zu halten. Ich habe viel gelesen und versucht, ihm z.B. mit Vitamin B zu helfen aber es wurde einfach nicht besser. Ich war stets im Austausch mit unserer Nachbarin, die wie wir auf dem Standpunkt stehen, dass sich kein Tier quälen sollte. Und weil es hier keinen Tierarzt in der Nähe gibt, der sich um Hühner kümmert kümmert man sich selbst darum. Mit Hilfe der besagten Nachbarin habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Tier getötet (mal abgesehen von stechenden Insekten und Zecken) und ich kann sagen, es war kein schönes Erlebnis. Mein Antrieb war einzig und allein, dass er nicht mehr leiden soll und auch wenn manch Leser vielleicht verwundert ist über die Vorgehensweise, so ist es ok für mich. Die Alternative wäre gewesen, ewig irgendwohin zu fahren und das Ergebnis wäre eventuell das selbe gewesen. Auf dem Land funktionieren viele Sachen anders und wir sind dabei, dieses zu lernen.
Immer wieder durfte sich der Rest der Bande frei auf dem Hof bewegen, meistens dann, wenn ich mit draußen war. So lief alles gut bis kurz vor Weihnachten. Da schaute ich eines morgens raus und sah lediglich ein Huhn im Auslauf. Bei Schnee ist dieses nicht ungewöhnlich, also dachte ich mir erst nichts dabei. Als ich dann meine Runde machte, entdeckte ich mehrere Stellen im Garten, an denen Hühnerfedern lagen. Lange Rede, kurzer Sinn: vier der fünf Hühner sind am Nachmittag des vorigen Tages aus dem Auslauf entwichen und freuten sich über einen Spaziergang durch en Garten. Ich war zu der Zeit in der Schule und kam erst wieder, als es dunkel war. Da saßen die vier augenscheinlich vor dem Hühnerhaus und kamen nicht rein. Im Gegensatz zum Fuchs habe ich nicht mehr nachgesehen und so blieb lediglich ein einzelnes Huhn übrig. Ich hatte ihnen nie Namen gegeben, weil es schwer war, sie auseinanderzuhalten und auch sonst sind Hühner bei weitem keine Haustiere in dem Sinn. Trotzdem hat es mich schwer getroffen und noch heute schaue ich raus und vermisse das Treiben im Auslauf und natürlich auch die leckeren Eier.
Das übrig gebliebene Huhn hatte ich schließlich der Nachbarin gebracht, damit es hier nicht allein sein muss. Morgen werde ich es zurückholen, da es dort von den anderen nicht akzeptiert wird und jeden Tag neue Wunden zugefügt bekommt. Also heißt es nun, neue Hühner zu finden und zu hoffen, dass diese gut zusammenfinden. Mein Fazit: Tiere zu haben ist etwas großartiges, aber die Verantwortung ist nicht zu verachten!!
Claudia