Wer jojkt denn hier??
Was hat er denn nun wieder fabriziert? Jojk? Was soll das denn sein? Hat er sich etwa verschrieben? Nein, zumindest nicht wenn man einmal von der „eingedeutschten“ Version mit dem „t“ am Ende absieht. Aber was ist das denn nun?
Ihr Lieben! Heute wird es ein wenig historischer und wir wandern gedanklich ein wenig mehr in den Norden unseres wunderschönen Landes! Bevor wir uns aber dem „jojken“ und dessen Bedeutung widmen, wollen wir uns zunächst einmal den aktuellen Geschehnissen der letzten Wochen zuwenden und einmal mehr zusammenfassen, was so alles rund um unser Leben herum passiert ist.
Während ich diese Zeilen schreibe, rieseln vor dem Fenster schon wieder die Schneeflocken. Hat es doch die letzten 1,5 Wochen getaut und man fuehlte sich dem Fruehling zumindest ein kleines Stueckchen näher, sind wir jetzt wieder einige Schritte zurueckgegangen und befinden uns erneut im Winter-Wonder-Land. Was wirklich auch schön sein kann und auch ist, nicht das ich mich hier falsch ausdruecke. Aber nachdem ich mittlerweile subjektiv schon ueber ein Jahr täglich die Holzheizung angefeuert habe, sehnt man sich doch den wärmeren Jahreszeiten ein wenig entgegen.
Nur gut, dass wir das Quad noch mit montiertem Schneepflug in der Garage stehen haben, dort muessen wir es einfach nur herausfahren und schon räumen wir die Zufahrten frei. Ich fuerchte allerdings, dass ich unser Equipment noch ein wenig werde aufstocken muessen. Unsere recht steile Zufahrt zum Berg ist fuer frontgetriebene Fahrzeuge je nach Wetterlage immer wieder eine Herausforderung, da glatt und es kaum zu bewerkstelligen ist, den Berg hochzukommen. Da hilft dann wieder das gute alte Quad und nimmt die PKW´s kurzerhand an den Haken und schleppt sie den Berg hoch. Also werden wir wohl noch einen Sand-/Salzstreuer besorgen, mit dem man dann bequem während des Schneeräumens auch gleich dahinter abstreuen und damit den Weg abstumpfen kann.
Aber wir sind zuversichtlich, denn nach dem Winter kommt irgendwann auch wieder der Sommer. Und zumindest wird es täglich ein wenig heller, das ist wirklich schon einmal ein guter und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Bevor es heute mit dem Schneefall wieder losging, haben wir gestern eine „Rekordernte“ einfahren können. Ganze 40 KW/h haben wir mit der Solaranalge produzieren können. Diese ging ja erst im letzten Mai an das Netz, sodass wir erst jetzt auch langsam ein Gespuer fuer die möglichen Erträge bekommen. Klar, Dezember, Januar & Februar sind die „saure-Gurken-Monate“, da passiert nicht viel und vor allen Dingen schon einmal gar nicht, wenn die Module auf dem Dach mit Schnee bedeckt sind. Aber – noch sind wir im Plus mit dem verkauften Strom des letzten Jahres. Und so haben wir seit Mai 2023 keine einzige Oere an Strom zahlen muessen. Der Plan scheint aufzugehen!
A propos aufgehender Plan – noch ist der Winter nicht vorrueber und somit kann ich noch keine finale Abrechnung machen, aber nach den derzeitigen Werten der neuen Wärmepumpe scheinen wir alles richtig gemacht zu haben. Das gesamte neue Gebäude, also so bummelig 180 und ein paar gequetschte Quadratmeter sind beheizt und die Verbrauchswerte der Wärmepumpe faszinierend gering. Der Techniker unserer Kommune wollte meinen Energieberechnungen nicht so recht Glauben schenken, als wir diese bei dem Schlussgespräch durchgegangen sind. Aber wenn es so weitergeht, dann behalte ich Recht und wir haben extrem effizient gebaut. Um es zu verdeutlichen – wir benötigen seit September 2023 nicht einmal die Hälfte des im April selbstproduzierten Stromes, um das Gebäude gemuetlich und angenehm warm zu halten, inclusive des Warmwassers. Also, mal schauen wie die finale Abrechnung wird, aber ich bin zuversichtlich. Mein Einzugstermin rueckt nun auch endlich näher, dann kann ich das Buero endlich offiziell einweihen und bekomme endlich nach so langer Zeit einen anständigen Arbeitsplatz. Juchhu!! 🙂
Till und Mia haben mir zu meinem letzten Geburtstag einen Gutschein fuer den Besuch des in Göteborg stationieren „Aeroseums“ geschenkt. Das ist ein weiteres Luftfahrzeugmuseum, allerdings mit militärischem Aspekt. Und nach fast einem Dreivierteljahr haben Till und ich uns also letztes Wochenende auf den Weg gemacht, um mal wieder ein paar andere Eindruecke zu bekommen. Um es vorwegzunehmen – ja, die Reise lohnt sich und auch hier kann ich einmal mehr ein schönes Ausflugsziel zu unserer langen Liste hinzufuegen. Sowohl fuer Gross als auch fuer Klein findet sich eine ganze Menge zum Entdecken, Anfassen und Erleben.
Das Wetter war uns an diesem Samstag wohlgesonnen, und so war es im Grunde genommen etwas schade, sich unter die Erde zu begeben und fern des wärmenden Sonnenlichtes zu sein. Aber diese Welt da unten ist mehr als faszinierend! Alle möglichen Kampfflugzeuge aus allen Epochen, Hubschrauber, Jet-Antriebe, Simulatoren und und und.
Fuer einen Luftfahrt-begeisterten Menschen wie mich natuerlich ein echter Traum, diese ganzen Dinge live bestaunen zu können. Und auch einsteigen und anfassen konnte man bei den ein oder anderen Maschinen. Interessant genug – einige der Exponate verbargen sich hinter einem kleinen Zaun mit dem Hinweis, dass diese flugfertig sind und man bitte vorsichtig sein möge. Also nicht nur Geschichte, sondern auch Gegenwart. Im Bedarfsfalle wird die jeweilige Maschine aus dem Hangar geholt, betriebsbereit gemacht und schon kann es in die Luft gehen.
Höhepunkt unseres Besuches war der praktische Teil in einem der vielen Simulatoren. Von Airbus A300 ueber Kampfjets konnte man dort im – sehr realistischen – Flugsimulator einmal selbst Hand anlegen und seine Kuenste testen. Fuer mich als ausgebildeten Piloten natuerlich umso spannender zu erleben, wie sehr Theorie und Realität uebereinstimmen. Wir entschieden uns fuer eine Piper PA24 Comanche, und ja, der Simulator hatte mit der Realität in diesem Falle recht wenig zu tun. Aber – Till und ich hatten eine Riesenfreude dabei, das Recovern eines Stall-Zustandes zu ueben und dort war der Simulator gar nicht mal so fern ab der Realität, wenn es um das Verhalten des Luftfahrzeuges geht. Kurzum – wer in der Region Göteborg unterwegs sein sollte, dem empfehlen wir, sich ein paar Stunden Zeit zu nehmen und das einmal selbst zu erleben! Und einen Vorteil darf man dabei auch nicht unerwähnt lassen – es ist wetter- und temperaturunabhängig! Ein ganz klarer Vorteil in diesem schönen Ländle! 🙂
So, aber nachdem wir nun ein mal mehr ueber das hiesige Wetter gesprochen haben und auch die Freizeiterlebnisse haben Revue passieren lassen, kommen wir jetzt einmal zu dem bereits im Titel des heutigen Beitrages erwähnten, kulturellen Teil.
Wer von Euch kennt oder weiss was „jojk“ ist?? Nein? Keine Sorge!
Ich wusste es auch nicht. Die Kinder schon, die haben es in der Schule gelernt. Aber warum bringe ich denn hier eigentlich diese kulturelle Thema rein? Ehrlich gesagt weil es mich selber interessiert hat. Die Hintergrundgeschichte dazu ist trivial: vor einigen Wochen haben Claudi, Janne und ich den Samstagmorgen ganz entspannt bei uns im grossen Bett eingeläutet, also genau die Tage, an denen man mit dem Kleinen noch ein paar Minuten gemuetlich im Bett kuscheln kann. Nach der ausgiebigen Lektuere von Jannes Kinderbuechern hatte ich die „Eingebung“, einfach mal das Radio an meinem Wecker einzuschalten und zu hören, ob vielleicht gerade ein tolles Lied kommt. Janne ist mittlerweile recht musikbegeistert und hat immer wieder Songfavoriten, zu denen er auch lautstark mitsingt (aktuell ist es zum Beispiel „Mycket starkare von Darin“ das läuft im Radio derzeit rauf und runter). Der Moderator also, der die morgendliche Sendung moderierte, war gerade in den letzten Worte eines Satzes und dann kam ein Lied, was nicht nur mich, sondern erstaunlicherweise auch Janne ganz in seinen Bann gezogen hat. Interessanterweise konnte man die Sprache des Songs nicht identifizieren, aber rein die Stimme und die Melodie waren einfach zum dahinschmelzen. Sofort uebernahmen die Gedanken den Raum und im Kopf entstanden direkt Bilder. Eigenartig, also mal näher erforschen.
Das „Jojken“, man spricht es etwa wie „Joiken“ aus, ist eine uralte, samische Tradition. Samen, das ist das nordische Urvolk mit ganz eigenen Traditionen und Bräuchen. Auch heute noch gibt es diesen Volksstamm und nicht umsonst ist „samisch“ auch nach wie vor eine der Amtssprachen hierzulande. Das Jojken ist eine Art, in einem Lied etwas zu berichten. Es können, muessen aber keine Worte oder Sätze sein. Dem Zuhörer sollen sich während des Zuhörens Bilder im Kopf einstellen. Zumeist besteht die Handlung aus Geschichten ueber die Natur, ueber Gefuehle. Und exakt darum geht es beim Jojken – die Vermittlung eben dieser Inhalte. Traditionell wurde das Jojken auch im Zusammenhang mit Trommeln und religiösen Zeremonien verwendet. Das Spezielle dabei ist, dass es sich in einem „jojk“ nicht um/ueber eine Person oder ein Gefuehl handelt, sondern man selbst ist beim jojken das Gefuehl oder die Person. Klingt speziell? Ja, ist es. Dennoch wird diese Tradition auch heute noch gepflegt und verbreitet, sogar soweit, dass man eben manchmal im offiziellen Radio einen solchen Song zu hören bekommt.
Aber genug der Worte nun, macht euch doch selber mal ein Bild. Ich bin mir nicht sicher, ob der Link hier bei Euch funktioniert, aber ansonsten sucht einfach mal nach dem Titel und dem Interpreten, dann werdet ihr sicherlich auch fuendig werden. Kleiner Tipp – sucht euch eine ruhige Umgebung aus und lasst euch auf den Song ein, schaut einfach mal, welche Bilder sich in eurem eigenen Kopf beim Lauschen zu der Musik auftun! (fuer die Selbstsuche: „Jarnna“ mit dem Album „Edge of time“ und dem Song „Nilas Jojk“)
Es gibt natuerlich noch viele mehr dieser „Jojk-Songs“, aber dieser Song war fuer mich selbst der am fesselndste. Wenn ihr nach „Jojk“ zum Beispiel auf Wikipedia sucht, bekommt ihr noch viel mehr Einblicke, aber da ich nur die schwedischen Seiten im Zugriff habe, sucht lieber selber! 🙂
Und mit diesem kulturellen Ausflug samt einem kleinen Ueberblick ueber die Erlebnisse der letzten Tage und Wochen soll es das mit diesem Beitrag heute gewesen sein! Wir werden uns gleich einmal wieder der Schneeschaufel widmen und vielleicht baut Janne ja auch noch einen kleinen Schneemann, oder wie wir auf Schwedisch sagen: en snögubbe!
Lasst es euch gutgehen, bleibt gesund und uns wohlgesonnen. Auf bald!