Fettisdagen und fössta tossdan i mass
Es ist mittlerweile März geworden und auch wenn die Nächte und Morgen noch einigermaßen eisig sind, so wird es doch ganz unverkennbar Frühling. Unten im Ort gucken schon einige Schneeglöckchen und Krokusse hervor, hier oben bei uns dauert es immer etwas länger, aber die Vorfreude ist groß und an dem ein oder anderen Tag haben wir es uns mit einem Kaffee bereits draußen auf der Bank hinter der Sauna gemütlich gemacht.
Der Monat hat aber nicht nur wettertechnisch vieles Schöne zu bieten sondern auch kulinarisch, was man (zumindest theoretisch) der Überschrift des heutigen Artikels entnehmen kann.
Die beiden Begrifflichkeiten stehen hier in Schweden für zwei besondere Tage, die man jedes Jahr aufs Neue heißhungrig erwartet und zumindest der erste Donnerstag im März (första torsdag i mars heißt es in richtigem Schwedisch, das was in der Überschrift steht ist lediglich der småländische Dialekt) findet also immer im Monat des Frühlingsanfangs statt. Der Fettisdagen (fet tisdagen = fetter Dienstag) dagegen findet irgendwann zwischen dem 3.2. und 9.3. statt und hängt mit dem Datum des Osterfests zusammen. Es ist der Dienstag, der vor dem Aschermittwoch liegt und da an diesem Tag bekanntlich die Fastenzeit beginnt, darf man am fetten Dienstag nochmal so richtig reinhauen. Konkret isst man an besagtem Tag sogenannte Semlor, welche aus zwei „Brötchenhälften“ bestehen und dazwischen eine Schicht Mandelmasse und viel Schlagsahne beherbergen. Ganze 50 Millionen (!) Semlor werden jährlich angeblich von den Schweden gegessen und der Fettisdagen ist einer der beliebtesten „Feiertage“ hier.
Überhaupt haben die Schweden eine, wie ich finde, Vielzahl an quasi Feiertagen, die mit dem Thema Essen zusammenhängen. Am 1.1. isst man z.B. traditionell Pizza und dann gibt es da noch den Tomatensoßentag, den Waffeltag, den Lakritztag, den Linsensuppentag, den Kladdkaka(Schokokuchen)Tag, den Zimtschneckentag oder den Sauerteigtag, um nur einige zu nennen.
Was uns angeht, so beschränken wir uns bisher auf den Pizzatag (diesen feiern wir dafür aber wenigstens monatlich), den fetten Dienstag und eben den ersten Donnerstag im März.
Dieser war in diesem Jahr tatsächlich direkt zwei Tage nach dem fetten Dienstag, so dass der Fastenanfang ein wenig holprig war…Es handelt sich hier um den inoffiziellen Feiertag des Smålands und es gibt wieder etwas Süßes. Diesmal ist es eine Marzipantorte (auf småländisch = massipantååta), die mir tatsächlich noch besser schmeckt als die schon sehr leckeren Semlor.
Bei der Recherche nach den kulinarischen Feiertagen stellte ich fest, dass uns im März noch zwei weitere erwarten: am 13.3. der Mazarintag (wieder mal ein süßes Gebäck) und am 25.3. der Waffeltag (sollten wir diesen Tag feiern, dann in der herzhaften Variante!). Ich frage mich an der Stelle ernsthaft, wann jetzt genau eigentlich die Fastenzeit stattfindet…!?!?
Nun gut, genug von Essen und Feiertagen, kommen wir zu dem, was sonst noch so passiert (ist).
Da unser kleiner Janne unglaublicher Weise im nächsten Monat schon ein Jahr alt wird stand die Frage nach einem Geburtstagsgeschenk auf dem Programm. Und da wir einmal nicht, wie sonst gerne gemacht, im Internet suchen wollten und Ralph zwei freie Tage von seiner Firma geschenkt bekam, nutzten wir einen davon, um nach Ullared zu fahren. Ohne es genau zu wissen würde ich inzwischen behaupten, dass diesen (absolut gewöhnlichen und im Grunde total unspannenden) Ort jeder Schwede, wenn nicht gar jeder Skandinavier kennt. DENN: das Gekås in Ullared ist Skandinaviens größtes Warenhaus und bietet auf einer Fläche von 35000 qm alles, was das Herz begehrt (besser gesagt begehren könnte). Zudem sind die meisten Waren um einiges günstiger als hier üblich, was wiederum zur Folge hat, dass man viiiiiel mehr kauft, als man will / braucht. Ullared ist von uns ziemlich genau eine Stunde entfernt und wir haben uns also dorthin auf den Weg gemacht, nachdem keiner glauben konnte, dass wir während unseres nun zweieinhalbjährigen Aufenthaltes hier noch nie da waren. Man muss dazu sagen, dass es hier im TV tatsächlich eine tägliche RealityDoku gibt mit dem Namen Ullared, in der Besucher und Shoppingurlauber begleitet werden. Zu dieser Einkaufsanlage gehören unter anderem ein Campingplatz, zwei Hotels und jede Menge kleine Ferienhäuschen. Die sage und schreibe 23 verschiedenen Abteilungen wollen ja schließlich alle ausgiebig bestaunt und leer gekauft werden, so dass es nicht wenige Menschen gibt, die mehrere Tage dort verbringen und am Ende einige tausend Kronen ärmer sind.
Ralph und ich, mit Janne im Schlepptau, haben über den Daumen gepeilt und inklusive Mittagessen ca. 2 Stunden dort verbracht und sind uns einig, dass es in der Tat mal angesehen werden sollte, wir sonst aber einzelne kleine Läden und vor allem weniger Menschen bevorzugen.
In jedem Fall haben wir nun ein Geschenk für Janne und somit hat sich der Ausflug gelohnt. Ich hänge mal den Link an, vielleicht ist es ja für den ein oder anderen ein Ausflugstipp?! Hier geht´s virtuell nach Gekås!
Alleine die Anzahl an Kassen ist unglaublich ( ich meine gesehen zu haben, dass es ca. 70 Stück waren…). Also wer auch immer Spass an Viel, Laut, Voll, Groß und Geld zuviel hat ist im Gekås super aufgehoben.
Einen anderen Ausflug machte ich vor ein paar Tagen mit Mia. Diesmal ging es nach Jönköping, was sozusagen die Landeshauptstadt unseres Bundeslandes darstellt. Wir wohnen also in Jönköpings län und Jönköping selbst ist mit ca. 100.000 Einwohnern Schwedens zehntgrößte Stadt. Auch dorthin benötigen wir ungefähr eine Stunde mit dem Auto so dass man das gut und gerne ab und zu mal machen kann. Ich bin dort u.a. gerne, weil es eine extrem gute Secondhand Butik gibt, wo ich derzeit so gut wie alles für Janne hole. Neben der Tatsache, dass Mia und ich einen schönen Tag hatten, sind mir zwei Details aufgefallen, die ich gerne in meinen Artikel einbringen möchte, weil ich es aus Deutschland anders gewohnt war. Zum einen finde ich es unterdessen genial, wie leicht einem in eigentlich allen Städten hier das Parken gemacht wird. Also damit will ich nicht sagen, dass man nicht einparken können muss oder auch hier ein wenig Glück beim Finden eines Parkplatzes benötigt. Das ist 100% identisch zu Deutschland. Was aber anders ist, ist die Bezahlung. Neben der normalen Variante mit Hilfe eines Parkautomaten gibt es die Möglichkeiten, per SMS oder mit einer App zu bezahlen. Ich kann also eine SMS an eine Nummer schicken, mein Kennzeichen dort angeben und sobald ich die SMS wegschicke, läuft die Uhr. Komme ich zum Auto zurück, schicke ich wieder eine SMS und das Parken ist beendet. Bei der App öffne ich diese, der Parkplatz wird erkannt, ich gebe meine geplante Zeit ein und kann diese entweder von unterwegs aus beliebig verlängern oder wenn ich früher zurück am Auto bin, vorzeitig beenden. In allen Fällen ist die Abrechnung minutengenau und es entfällt dieses lästige auf die Uhr schauen und schnell zum Auto rennen, um die Zeit zu verlängern. Im Endeffekt zahlte man außerdem auf diese Art ja immer irgendwie zu viel. Also für mich eine großartige und sehr einfache Erfindung, die ich inzwischen sehr schätze.
Eine andere sehr positive Erfahrung haben wir gemacht, als wir auf der Suche nach einem WC waren. Ich meine, wer kennt das aus Deutschland nicht, ein Alptraum, wenn man in einer Stadt ist. Mal abgesehen davon, dass es hier sehr viele und in der Regel kostenlose Toiletten gibt, haben wir dieses Mal eine gefunden, die mit „Jönköpings frischeste Toilette“ (wenn man das wörtlich übersetzt) betitelt war. Ich dachte beim Lesen, dass man also auch hier nicht immer kostenlos sein menschliches Bedürfnis erledigen kann und war (fast) ein bisschen enttäuscht. Habe ich doch auf Grund der Werbung direkt vermutet, dass es was kostet. Lange Rede, kurzer Sinn: die WCs waren viele, in einem sauberen Hauseingang untergebracht und dazu an sich noch sehr gepflegt. Solche fand ich in Deutschland oftmals nicht vor, als ich dafür Geld bezahlt habe….
Und weil ich gerade dabei bin: noch eine richtig tolle Sache gibt es hier, die eine Erwähnung wert ist, wie ich finde. Ich gehe mit Janne derzeit zu einem Babyschwimmkurs und im Anschluss daran meistens mit ihm zusammen einkaufen. Nach dem Schwimmen ist man ja irgendwie immer besonders hungrig und da finde ich es doch einfach perfekt, dass es im Laden sog. Kinderbananen gibt. In einem Korb in der Obst- und Gemüseabteilung liegen einzelne Bananen, die sich die Kinder nehmen und vor Ort direkt essen können, und zwar ohne, dass diese bezahlt werden müssen. So einfach und so gut, oder???
Naja, und dann gibt es noch ein paar Neuigkeiten von uns zu Hause zu berichten, mit denen ich dann so langsam auch meinen Beitrag beenden möchte.
1. Ich habe mich nun endlich und nach langem Überlegen dazu entschieden, ein paar Hühnern ein neues Zuhause zu geben. 6 Hennen sollen es vorerst werden und dankenswerter Weise hat Ralph einmal mehr (zusammen mit Till) die Bauleitung für die Behausung übernommen. Er nutzt dazu das alte Baumhaus, was inzwischen in seine Einzelteile zerlegt wurde und an anderer Stelle und gänzlich hühnerkonform wieder aufgebaut wird.
2. Die Maschinenhalle bzw. die Vorbereitungen dafür stehen derzeit still. Wir warten täglich auf Info, wann und wie es weitergeht und ich hoffe, dass der nächste Artikel diesbezüglich etwas mehr zu bieten hat.
3. Unsere Nachbarschaftskontakte erleben dafür einen kleinen Aufschwung. Wir hatten in einem vorigen Artikel erzählt, dass wir Nachbarn haben, die schottische Hochlandrinder halten und die uns Fleisch verkauft haben und genau diese waren vor ein paar Wochen hier zum Feuer machen. Trotz Kälte war es ein richtig gelungener Nachmittag und in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
4. Noch mehr Besuch gab es an einem Sonntag Ende Februar. Nils und Alex aus dem Rheinland kamen vorbei und brachten jede Menge spannende Geschichten und tolle Fotos von ihrer gerade beendeten Reise mit. Ich kenne Nils aus meiner Studienzeit und nachdem wir eine ganze Zeit nicht viel voneinander gehört hatten (ca. 20 Jahre…!!), haben wir uns über Signal wiedergefunden. Schon damals war er ein begeisterter Lapplandreisender, der mit Zelt und aller nötigen Ausrüstung im Sarek Nationalpark ganz im Norden unterwegs ist und als nebenberuflicher Fotograf atemberaubende Bilder von den Nordlichtern macht. Zum Kaffee waren die Beiden eingeplant, am Ende war es Mitternacht, als sie wieder Richtung Heimat fuhren (nach drei Wochen Wanderung durch die Kälte). Wer interessiert ist an Bildern, hier der Link von Nils´ Homepage: http://www.nilsnoell.de
5. Und weil wir gerade bei Fotos sind…Vor ein paar Wochen waren wir mit der ganzen Familie in einem Fotoatelier und haben in einer gut einstündigen Session jede Menge Bilder von uns machen lassen. Obwohl keiner von uns Vieren (Janne kann ich an der Stelle nicht dazu zählen) der Meinung ist, auch nur im Ansatz fotogen zu sein, wollten wir gerne erstens mal ein paar ordentliche Bilder von uns haben und dann zweitens natürlich mal von uns allen auf einem Bild. Im Normalfall steht ja immer einer hinter der Kamera. Wie dem auch sei, es hat einerseits wirklich richtig Spaß gemacht, andererseits ist das Ergebnis absolut gut geworden. So gut sogar, dass wir bis jetzt noch keine Entscheidung treffen konnten, welche Bilder wir denn haben wollen und welche nicht.
Aber das löst sich noch und vielleicht setzen wir das ein oder andere ja hier mit rein.
Und mit dieser Aussicht beschließe ich meinen heutigen Artikel, in der Hoffnung, dass es ein paar Leser gibt, die sich für all das interessieren. Wir selbst nutzen diese Aufzeichnungen aber natürlich auch immer wieder gerne, um uns all das vor Augen zu führen, was wir hier auf die Beine gestellt haben. Manchmal können wir das alles nämlich gar nicht glauben…
Claudia
Ein Kommentar
Karsten
Knappt är du i Sverige och du river redan upp floran.
Dåligt, riktigt dåligt.